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Niklas Wangnet: Die Körpersprache wird von Schiedsrichtern oft unterschätzt

  • Autorenbild: Jonas Henschler
    Jonas Henschler
  • 11. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Unter den deutschen Floorball-Schiedsrichtern ist Niklas Wangnet aus Berlin einer der Shooting-Stars der vergangenen Jahre. Seine Superkraft ist die Körpersprache. Selbst international gibt es nur wenige Referees, die ihre Entscheidung derartig eindrücklich mit Gestik, Mimik und Ausstrahlung untermauern. Mathias Liebing, Redaktionsleiter von Die Sportpsychologen, konnte Niklas Wangnet zum Thema Körpersprache für Schiedsrichter befragen. 


Niklas Wangnet, du bist als Schiedsrichter für deine positive Ausstrahlung bekannt. Ist dir dies in die Wiege gelegt oder hast du in den vergangenen Jahren daran gearbeitet?

Das war ein langer Weg bis heute und ich denke, dass es auch noch viele Kleinigkeiten gibt, an denen ich weiterarbeiten muss. Ich habe 2013 als Schiedsrichter angefangen und noch sehr lange danach sah das alles unbeholfen und nervös aus und hat sich ehrlicherweise auch so angefühlt. Ich habe daraufhin viel Zeit verbracht mit dem Feedback von Schiedsrichtercoaches, dem Selbststudium von Videos von eigenen Spielen und Videos von internationalen Topschiedsrichtern und auch mit Büchern über die Psychologie des Schiedsrichten. Und natürlich stand ich auch mal vor dem eigenen Spiegel zu Hause, um zu sehen, ob ich mir als Spieler selbst gegenüberstehen wollen würde. 


Inwiefern ist die Kommunikation für dich als Schiedsrichter mit den SpielerInnen auf dem Feld wichtig? Gibt es für dich Grundsätze? Und inwiefern denkst du bei deinem Auftreten auch die Zuschauer mit?

Als Schiedsrichter bist du viel mehr als nur die Person mit Regelwerk und Pfeife. Natürlich muss das Regelwissen stimmen, aber viel wichtiger ist, wie gut du die getroffene Entscheidung für alle Spieler:innen und Zuschauer:innen verkaufen kannst. Dazu gibt es viele Tools, wie Körpersprache, Mimik, Gestik und Worte, die bei den Spieler:innen und Fans die Reaktionen verändern können. Die Entscheidungen müssen klar und verständlich kommuniziert werden, sonst gibt es unnötigen Frust, der sich negativ auf den folgenden Spielverlauf auswirkt. Dass manche Entscheidungen jedoch noch so gut kommuniziert sein können und trotzdem Frust auslösen, ist auch klar. 

Die eigentliche Arbeit beginnt daher schon weit vor dem Pfiff. Wir versuchen proaktiv auf die Spieler:innen und Coaches einzuwirken, damit bestimmte Fouls gar nicht erst passieren. Indem wir beispielsweise unmittelbar vor einem sich anbahnenden Zweikampf die Spieler:innen laut warnen, merken sie, dass wir präsent sind und schrecken hoffentlich vor einem Foul zurück. Falls nicht, macht es uns das dann wiederum leichter, die Entscheidung über das Foul zu verkaufen. 

Als Grundsatz für die Kommunikation steht natürlich immer der Respekt an erster Stelle. Nur wenn wir die Spieler:innen respektieren, werden sie auch uns respektieren. Das fordern wir andersrum allerdings auch ein, Respekt ist keine Einbahnstraße. Hier blicke ich sehr zum Rugbysport auf, wo die Kommunikation von Schiedsrichter:innen und Spieler:innen in besonderem Maße von gegenseitigem Respekt geprägt ist. 


Empfiehlst du als Schiedsrichter eigentlich auch Spielern und Spielerinnen, an ihrem Auftreten zu arbeiten? Warum lohnt es sich vielleicht sogar, mit Hilfe der Sportpsychologie  in Bezug auf Körpersprache, Mimik und Gestik zu investieren?

Auf jeden Fall! Die Wirkung von Körpersprache auf den Gegner, aber insbesondere auch auf sich selbst und sein eigenes Team und die Fans ist meiner Meinung nach in weiten Teilen noch völlig unterschätzt. Ich sehe bei uns Schiedsrichtern, welche vermeintlich kleinen Veränderungen, wie bspw. die Position der Handfläche beim Anzeigen eines Fouls, bedeutende Veränderungen in den Reaktionen haben kann. Das lässt sich sicherlich auch auf Spieler:innen übertragen, zum Beispiel vor dem Spiel, bei einem Rückstand oder einem eigenen Tor gibt es sicherlich viele Kleinigkeiten, die verändert werden können, um eine ganz andere Wirkung zu erzielen.



Erschienen am 27.05.2025 bei Die Sportpsychologen


Foto: M. Kienel


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