Rückblick auf die U19 WM in der Schweiz
- Lukas Müller
- 7. Mai
- 4 Min. Lesezeit

Die deutsche U19-Nationalmannschaft erlebte bei der diesjährigen Weltmeisterschaft in Zürich eine intensive Turnierwoche, die mit viel Spannung, spektakulären Spielen und einem versöhnlichen Abschluss zu Ende ging. Ziel war der Wiederaufstieg in die A-Division und entsprechend groß war die Motivation des Teams von Cheftrainer Tomi Rastas.
Das Turnier begann dramatisch: Im Auftaktspiel gegen Kanada sah es lange Zeit nach einer Niederlage aus, doch in den letzten 31 Sekunden drehte das deutsche Team die Partie mit zwei Treffern zum 8:7-Sieg. Ein Start, wie man ihn sich nervenaufreibender kaum vorstellen kann. Besonders herausragend: Konstantin Ammann, der fünf Scorerpunkte sammelte und das entscheidende Tor erzielte.
Keine 24 Stunden später folgte das zweite Gruppenspiel gegen Singapur. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten setzte sich Deutschland am Ende souverän mit 9:4 durch. Die Partie zeigte, dass das Team nicht nur Moral, sondern auch taktische Reife besitzt, selbst in Unterzahl blieb man gefährlich. Mit zwei Siegen im Rücken ging es in das entscheidende Gruppenspiel gegen die ebenfalls ungeschlagenen Niederlande.
In dieser Partie lieferte die deutsche Auswahl ihre wohl stärkste Turnierleistung ab. Nach frühem Rückstand und zwischenzeitlichem 0:2 kämpfte sich das Team mit beeindruckender Teamleistung zurück. Die Formation um Weyrauch, Richter, Ammann, Unterberger und Winter war in überragender Form und erzielte alle sieben deutschen Treffer bis zum 7:2-Zwischenstand. Am Ende stand ein klarer 10:2-Erfolg und der verdiente Gruppensieg und Deutschland war im Turnier angekommen.
Doch das entscheidende Playoff-Spiel gegen Norwegen, das über den Aufstieg in die A-Division entschied, zeigte die Härte des internationalen Spitzenflooorballs. Bereits nach drei Minuten lag Deutschland mit 0:2 hinten, zur Pause stand es 0:3. Zwar kämpfte sich das Team mit viel Einsatz auf 3:5 heran, doch Norwegen agierte abgeklärt, nutzte deutsche Fehler konsequent aus und setzte sich am Ende klar mit 10:3 durch. Der Traum vom Wiederaufstieg war geplatzt. Auch hier zeigt sich, dass es meistens an dem einen Playoff-Spiel bei einer Floorball-WM hängt, ob es eine erfolgreiche oder semi-erfolgreiche Kampagne war.
Im abschließenden Spiel um Platz 9 zeigte das Team noch einmal Charakter und beendete das Turnier mit einem Sieg über Australien. Auch wenn das große Ziel verfehlt wurde, kann das Team auf ein Turnier mit vielen positiven Aspekten zurückblicken. Die mannschaftliche Geschlossenheit, taktische Entwicklung und individuelle Highlights, allen voran die überragenden Leistungen von Kapitän Anton Weyrauch, der sich als Top-Scorer des gesamten Turniers auszeichnete, lassen für die Zukunft hoffen.
Das Turnier im Überblick: Spannung, Rekorde und neue Weltmeister
Die U19-Weltmeisterschaft 2025 in Zürich war nicht nur für die deutsche Auswahl ein besonderes Ereignis, sondern setzte auch auf internationaler Ebene neue Maßstäbe. Vor allem die Zuschauerzahlen unterstrichen eindrucksvoll das wachsende Interesse an Floorball: Mit insgesamt 35'290 Besuchenden wurde der bisherige Rekord aus dem Jahr 2023 (18'316 Zuschauende) nahezu verdoppelt. Bereits während der Vorrunde strömten über 6'500 Schulkinder aus der ganzen Schweiz in die Hallen der Gastgeberstadt, allein beim deutschen Auftaktspiel gegen Kanada verfolgten über 800 Zuschauer die Partie live. Den Höhepunkt markierte der Finaltag in der Swiss Life Arena: Mit 11'483 Besuchenden wurde ein neuer Tagesrekord aufgestellt, fast doppelt so viele wie beim bisherigen Bestwert 2013 in Hamburg. Ein herzliches Dankeschön gilt allen Fans, die durch ihre Begeisterung und Präsenz zu einer einzigartigen Turnieratmosphäre beigetragen haben.
Sportlich sorgten insbesondere die großen Nationen für reichlich Gesprächsstoff. Der neue U19-Weltmeister heißt Finnland und das verdient. Nach einem souveränen Auftakt gegen die Slowakei (12:2) und Dänemark (13:5) musste sich das finnische Team im Topspiel der Gruppe A zwar Tschechien mit 2:5 geschlagen geben, ließ sich davon jedoch nicht aus der Bahn werfen. Im Halbfinale wurde Erzrivale Schweden eindrucksvoll mit 9:3 bezwungen. Im Endspiel kam es zur Revanche gegen Tschechien, ein dramatisches Duell, das beim Stand von 4:4 in die Verlängerung ging. Dort behielten die Finnen die Nerven und sicherten sich verdient den Titel.
Tschechien wiederum bestätigte seine Rolle als Topnation: Mit drei Siegen in der Vorrunde, darunter der prestigeträchtige gegen Finnland, sowie einem souveränen Halbfinalauftritt gegen Gastgeber Schweiz (8:2), marschierte das Team ins Finale. Erst dort mussten sie sich den starken Finnen in der Overtime geschlagen geben. Ein starker zweiter Platz.
Die Schweiz als Gastgeber startete mit einem Achtungserfolg gegen Schweden (5:5) und gewann anschließend überzeugend gegen Norwegen (5:1). Ein weiteres Unentschieden gegen Lettland reichte für den Halbfinaleinzug, wo man gegen Tschechien jedoch chancenlos blieb. Im Spiel um Platz drei gelang schließlich der Sieg gegen Schweden. Im Penaltyschießen sicherten sich die Eidgenossen die Bronzemedaille und damit einen emotionalen Abschluss vor heimischer Rekordkulisse.
Schweden hingegen musste sich mit dem undankbaren vierten Platz zufriedengeben, eine große Enttäuschung für den Titelverteidiger. Bereits der Auftakt mit dem 5:5 gegen die Schweiz verlief holprig, danach folgten zwar zwei Siege, doch im Halbfinale setzte es eine deutliche 3:9-Niederlage gegen Finnland. Auch im kleinen Finale zog man gegen die Schweiz im Shootout den Kürzeren. Damit endet das Turnier für Schweden ohne Medaille, nach dem Titelgewinn 2022 ein herber Rückschlag.
Insgesamt war die U19-Weltmeisterschaft 2024 ein voller Erfolg, sportlich wie organisatorisch. Ein neues Zuschauerhoch, spannende Spiele und ein würdiger Weltmeister aus Finnland machten das Turnier zu einem Meilenstein in der Geschichte des U19-Floorballs.
Foto: Philipp Düsel
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